- Skopzen
- Skọpzen[russisch skopec »Kastrat«], Singular Skọpze der, -n, Bezeichnung für die Mitglieder der russischen religiösen Sondergemeinschaft der »Weißen Tauben«. Die Skopzen gehen auf eine Gruppe zurück, die sich um 1775 unter dem Bauern Andrej Iwanow (✝ 1832 über 100-jährig in Klosterhaft in Susdal) sammelte, der sich als Petersburger Kleinbürger (1802-20) Kondratij Seliwanow nannte, sie stellen eine Abspaltung der Chlysten dar. Seliwanow behauptete, mit dem (1762 ermordeten) Kaiser Peter III. identisch zu sein, der selbst der wiedergekehrte Christus und durch Kleidertausch dem Anschlag Katharinas II. entgangen sei. Auf der Basis seiner Lehre, dass die ersten Menschen geschlechtslos gewesen seien und ihnen erst nach der Verführung durch Satan Geschlechtsmerkmale gewachsen seien, propagierte er die völlige geschlechtliche Enthaltsamkeit als alleinigen Heilsweg und forderte mit Berufung auf Matthäus 19, 12, Markus 9, 43 u. a. Bibelstellen die »Feuertaufe«, d. h. die ursprünglich mit einem glühenden Eisen, später mit einem Rasiermesser durchgeführte Kastration bei Männern und Beschneidung bei Frauen. Seliwanows Tod führte zur Erwartung einer baldigen Wiederkunft Christi. Von den Gouvernements Orel, Tambow und Tula aus breitete sich das Skopzentum trotz beständiger staatlicher Verfolgung in ganz Russland aus, besonders bei reichen Kaufleuten. Im 19. Jahrhundert spalteten sich die »geistlichen Skopzen« ab, die statt Kastration beziehungsweise Beschneidung nur eine strenge Askese und totale geschlechtliche Enthaltsamkeit forderten. Ihnen gehören wahrscheinlich heute die meisten Skopzen an. Aufgrund der strengen Abschließung und Geheimhaltung, die von den Skopzen geübt wird, sind genaue Angaben über Mitgliederzahlen nicht möglich.
Universal-Lexikon. 2012.